In vielen Softwarelösungen wird das Thema Barrierefreiheit leider oft vernachlässigt, obwohl es dringend erforderlich ist. Das größte Problem liegt in der zusätzlichen Zeit, die für die Umsetzung barrierefreier Anwendungen aufgewendet werden muss. Wenn wir uns jedoch in die Lage der Nutzer versetzen, die auf Hilfsmittel wie Screenreader angewiesen sind, erkennen wir schnell die erheblichen Beeinträchtigungen, die auftreten können. Die Schaffung barrierefreier Software sollte daher höchste Priorität haben, um eine inklusive und zugängliche digitale Umgebung für alle sicherzustellen.
Unter Softwareentwicklern, die bereits Erfahrung mit dem Thema Barrierefreiheit haben, hört man oft, dass dies nicht unbedingt ihr bevorzugtes Arbeitsfeld ist. Die Implementierung von Barrierefreiheit erfordert die Berücksichtigung verschiedener Aspekte während der Entwicklung. Wenn wir beispielsweise damit beginnen, eine Software für Screenreader-Nutzer zugänglich zu machen, ist es entscheidend, auf verschiedene Eigenschaften (Properties) zu achten. Einige dieser Eigenschaften dienen der Beschreibung von Elementen, um den Nutzern Informationen darüber zu geben, welche Art von Komponente gerade im Fokus steht. Darüber hinaus sind Hilfetexte wichtig, um den Nutzern mitzuteilen, welche Aktion an dieser Stelle ausgeführt werden kann.
Da Screenreader-Nutzer keine Maus verwenden und sich ausschließlich über die Tastaturnavigation in der Anwendung bewegen, sind oft Anpassungen erforderlich. Die Reihenfolge, in der die Elemente in der Anwendung mit der Tastatur fokussiert werden können, muss sinnvoll gestaltet sein. Für Personen mit motorischen Einschränkungen, die keinen Screenreader benötigen, jedoch die Maus nicht verwenden können, ist es ebenso wichtig, dass ausgewählte oder fokussierte Elemente bei der Tastaturnavigation deutlich hervorgehoben werden.
Externe Libaries
Bei der Entwicklung von klassischen Desktop-Anwendungen in Sprachen wie C# oder Java können Entwickler manchmal an die Grenzen der herkömmlichen Möglichkeiten stoßen, wenn es darum geht, die Barrierefreiheit zu verbessern. In solchen Situationen können externe Bibliotheken wie zum Beispiel „Tolk“ äußerst praktisch sein. Mit solchen Bibliotheken ist es möglich, Sprachausgaben direkt auf der Anwendungslogikebene auszulösen. Auf diese Weise können spezifische Ereignisse dazu genutzt werden, Ausgaben für Screenreader zu generieren und die Barrierefreiheit für Nutzer mit Sehbehinderungen zu verbessern.
Bilder / Grafiken
Ein anderes Beispiel wäre bei der Verwendung von Bildern oder Grafiken auf z.B. Webseiten. Anstatt einem <img> in HTML nur die Source des Bildes mitzugeben, gibt es noch das alt Attribut, welches dazu dient eine Bildsbeschreibung darzustellen, wenn das eigentliche Bild aufgrund eines Fehler nicht geladen werden konnte. Ebenfalls gibt es noch ein Attribut wie z.B. aria-labelledby, um unterhalb des Bildes eine Beschreibung hinzuzufügen, dies kann für Diagramme zum Beispiel sehr nützlich sein. Die oben erwähnten Attribute sind wesentliche Aspekte, die ein Screenreader benötigt, um eine Webseite verständlich wiederzugeben.